„Das Zauberwort bei Fortbildungen: Inspiration.“ mit Alexander Haase

Alexander Haase ist seit über 20 Jahren als Trainer im Handball engagiert. Er fing im Jugendbereich des 1. VfL Potsdam an, dem er bis heute treu ist, arbeitete an der Sportschule in Potsdam und gestaltete als Co-Trainer den EM-Triumph der deutschen Männer-Nationalmannschaft mit. Für die DHTV organisiert er seit mehreren Jahren erfolgreich verschiedene Fortbildungen. Im Interview verrät er, warum es diesen Sommer sogar drei Veranstaltungen geben wird und auf welche Themen sich die Teilnehmer freuen dürfen …  

 

Alexander, du hast in den letzten Jahren immer wieder mit großem Erfolg Trainerfortbildungen für die DHTV in Potsdam organisiert. Was ist für diesen Sommer geplant? 

Wir werden gemeinsam mit den Handballverbänden aus Brandenburg und Berlin drei Trainer-Fortbildungen ausrichten, die rund um die U21-Weltmeisterschaft in Deutschland verankert sind. Den Auftakt wird eine Fortbildung zum Kinderhandball am 23. Juni in Potsdam machen. Eine Woche später findet anlässlich der Viertelfinalspiele eine Fortbildung zum Thema Videoanalyse in der Halbzeitpause statt. Das dritte Event am Halbfinaltag steht unter unserem Motto „Gemeinsam statt einsam“. Alle drei Veranstaltungen sind natürlich auch offen für Nicht-Mitglieder der DHTV, aber Mitglieder erhalten einen Zuschuss zur Teilnahmegebühr.

Gehen wir die Veranstaltungen der Reihe nach durch. Warum fiel die Entscheidung, eine Kinderhandball-Fortbildung durchzuführen?

Der Kinderhandball ist unsere aller Basis und ich glaube, dass wir in diesem Bereich insgesamt zu wenig machen. Ab der C-Jugend arbeiten wir gerade in den Leistungszentren wirklich gut, aber wir können und müssen eine größere Breite an der Basis schaffen. Dafür müssen wir den Trainerinnen und Trainern in diesem Bereich jedoch auch mehr Angebote machen und dazu wollen wir mit unserer fünfstündigen Fortbildung beitragen.

Warum ist es aus deiner Sicht so wichtig, mehr zu machen? 

Wenn wir Kinder für den Handball gewinnen, fördern wir nicht nur potenzielle Nationalspieler, sondern auch potenzielle Zuschauer. Das ist für unsere Sportart sehr wichtig. Wenn man auf die Tribünen der Bundesligen schaut, sitzen dort viele 50- bis 70-Jährige. Im jüngeren Altersbereich sind wir hingegen aktuell nicht so präsent wie Basketball oder neuerdings auch American Football. Daher müssen wir dafür sorgen, dass so viele Kinder wie möglich unseren Sport betreiben – egal, wie gut oder in welcher Liga -, damit wir aus diesem Pool für die Zukunft neue Zuschauer, Schiedsrichter, Zeitnehmer, Trainer oder Funktionäre generieren. Wir brauchen im Handball unbedingt Nachwuchs.

Und für den Trainernachwuchs, den es aktuell gibt, zugleich mehr Ausbildungsangebote, um mehr Kinder zu gewinnen? 

Genau. Kein Trainer kann ohne Engagement gut werden. Als Trainer muss ich bereit sein, mich zu verbessern, von Kollegen zu lernen und Fortbildungen zu besuchen. Das geht aber eben nur, wenn es gute Angebote gibt. Ab der C-Jugend sind wir auch in diesem Punkt gut aufgestellt, aber wir müssen auch unsere Trainer im Kinderhandball stetig entwickeln. Ich würde mir dafür niedrigschwellige Lizenz-Angebote wünschen, denn 120 Stunden plus 40 Lehreinheiten für die C-Lizenz sind eine Hürde. Und natürlich müssen nicht nur die Trainer gut sein oder besser werden, sondern auch die Vereine müssen sich überlegen, wie sie die Fünf-, Sechs- und Siebenjährigen in die Hallen bekommen.

Zum Beispiel? 

Die Frage, die ich mir dazu selbst stelle: Wie gelingt es uns als großer Handball-Community, dass der Handball in der Grundschule eine Rolle spielt, sodass die Kinder eigene Erfahrungen mit unserem Spiel machen können? Eine Antwort darauf habe ich noch nicht gefunden.

Machen wir einen Schritt weg vom Kinderhandball: Die zweite Fortbildung beschäftigt sich mit der Videoanalyse in der Halbzeitpause. Was darf man sich darunter vorstellen? 

Das ist aus meiner Sicht ein extrem spannendes Thema. Die Leitfrage der Fortbildung am 29. Juni wird sein: Was kann man an taktischem oder individuellem Input über Videoszenen während der Halbzeitpause transportieren? Fabian Lüdke und ich werden die Fortbildung zusammen leiten und aufzeigen, wie wir letztes Jahr beim VfL Potsdam während der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga damit gearbeitet haben. Außerdem werden wir die Methodik anhand eines Viertelfinalspiels der U21-WM demonstrieren und in der Halbzeit eine Videoanalyse am Beispiel eines Viertelfinalisten durchführen; so, wie wir das machen würden.

An welche Zielgruppe richtet sich die Fortbildung? 

Generell ist natürlich jeder mit Interesse willkommen, aber ich denke, die Fortbildung ist gerade für Trainerinnen und Trainer des mittleren und höheren Leistungsbereichs interessant, die bei ihren Mannschaften mit Videos  arbeiten. Aber auch, wenn man aktuell bei seinem Team keine Videoanalyse einsetzt, kann die Fortbildung spannend sein, weil man für sich neue Horizonte entdecken kann – und es natürlich auch cool ist, im Rahmen des Events ein Viertelfinale live zu sehen.

Was wollt ihr den Teilnehmern mitgeben? 

Die Idee zur Videoanalyse in der Halbzeitpause bestand schon länger, aber wir haben oft gezweifelt, wie viele Informationen man tatsächlich in eine Halbzeitpause packen kann. Dann haben wir es irgendwann ausprobiert und festgestellt, dass es sehr gut funktioniert. Daran wollen wir andere Trainer teilhaben lassen – und wir finden es beide selbst sehr spannend, das live vorzuführen.

Die dritte Fortbildung, du sagtest es eingangs schon, steht dann unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“… 

Die Veranstaltungen unter der Überschrift „Gemeinsam statt einsam“ sind in der DHTV inzwischen eine Tradition geworden. Es ist eine gemeinsame Trainer- und Schiedsrichterfortbildung, die am 01. Juli stattfinden wird. An dem Samstag treffen wir uns von 13 bis 21 Uhr. Wir werden die beiden Halbfinalspiele der U21-WM schauen und dabei ganz genau auf Trainer und Schiedsrichter achten – beispielsweise auf die Kommunikation der beiden Parteien.

Was ist der besondere Reiz an den „Gemeinsam statt einsam-Fortbildungen? 

Egal ob Trainer oder Schiedsrichter: Wir lieben alle diesen Sport und sind ein unabdingbarer Bestandteil des Spiels, aber während der 60 Minuten sind wir uns nicht unbedingt freundschaftlich verbunden. Es ist eine immerwährende Gemengelage und es lohnt sich, diese immer wieder zu beleuchten. Außerdem ist es auch bei dieser Fortbildung natürlich eine tolle Sache, die WM live erleben zu können.

Auf welche Referenten dürfen sich die Teilnehmer freuen? 

Fabian Lüdke und ich werden als Trainer vor Ort sein, für die Schiedsrichter sind unser DHTV-Vorstandsmitglied und ehemaliger Eliteschiedsrichter Marc Fasthoff sowie Jutta Ehrmann-Wolf, die Leiterin des DHB-Schiedsrichterwesens vor Ort. Dazu werden die Bundesligaschiedsrichter Lukas und Robert Müller unterstützten. Gemäß der Überschrift der Fortbildung werden einige Teile gemeinsam stattfinden, aber es wird auch getrennte Passagen für Trainer und Schiedsrichter geben. Ich bin sicher, dass wir eine hohe Qualität in der Fortbildung erreichen werden.

Was würdest du dir von den Teilnehmern an deinen Veranstaltungen wünschen? 

Für mich gibt es bei jeder Fortbildung ein Zauberwort: Inspiration. Mein Ziel als Veranstalter oder Referent muss es sein, bei den Teilnehmern einen Denkprozess auszulösen. Sie sollen sich beispielsweise sagen: Das könnte ich bei mir ein bisschen abstrahiert vielleicht auch umsetzen. Oder: Das klingt spannend, darüber denke ich mal nach. Oder auch: Cool, das könnte etwas für meine Mannschaft sein! Das heißt natürlich nicht, dass alles übernommen werden muss, was in so einer Fortbildung gesagt oder gemacht wird, so anmaßend bin ich nicht… (lacht)

Aber? 

Es ist mir einfach wichtig, dass die Trainer etwas mitnehmen wollen. Um Inspiration zu bekommen, bedarf es einer Offenheit bei den Teilnehmern. Ich wünsche mir Teilnehmer, die nicht nur schnell die Fortbildungsstunden abreißen wollen, sondern die bereit sind, mitzudenken und Fragen zu stellen, die auch für uns Referenten spannend sind, weil sie aus einem anderen Trainingsalltag oder Vereinsrahmen heraus gestellt werden als wir ihn kennen. Wenn dieTeilnehmer mit Lust, Spaß und Offenheit dabei sind, können sie davon nur profitieren und wir werden gemeinsam drei tolle Veranstaltungen haben. Darauf freue ich mich jetzt schon sehr.

Abschließend: Warum engagierst du dich in der DHTV? 

Weil ich den Handball einfach liebe und er einen sehr großen Teil meines Lebens ausmacht.